Einleitung Grünlande Tjanad Windlande Belar Edening Trutz Nachwort

<<

Nasdewíntal

 

 

D

ie Sprache der Nasdewína (der Name leitet sich im Übrigen ursprünglich aus "Nasar-dewinelo" = Berggeborener und "tal" = sprechen her) ist, obwohl sie lebendig ist und weiterhin von ihnen gesprochen wird, eine Sprache der Geschichte - denn nur in der Bibliothek von Belar findet sich die gesamte Geschichte Noilas, und vor allem die Aufzeichnungen aus der Ersten Zeit sind vollständig im Nasdewíntal geschrieben. Dieses Umstandes sind sich die Nasdewína auch durchaus bewusst, und sie sind mit Recht stolz darauf. Es ist also für jeden, der sich mit der Geschichte aller Völker Noilas beschäftigen möchte, unerlässlich, die Kindlingsprache zu lernen - zumal man auch ohne zumindest rudimentäre Kenntnisse des Idioms nicht in die Nasdewínminen und erst recht nicht in die Bibliothek von Belar eingelassen werden wird...

 

Alphabet & Schrift

Nasdewíntal wird vertikal aufgeschrieben. Man beginnt in der linken oberen Ecke des Dokumentes, die einzelnen Buchstaben werden durch die oben zu sehenden kleinen Schlaufen voneinander getrennt. Zwei solcher Schlaufen bedeuten ein zusammengesetztes Wort, wie es in unserer Schrift der Bindestrich bedeuten würde (Bsp.: Nasar-donjash - Berg-Familienoberhaupt, ihr Herrscher), während Worte durch Absetzen gekennzeichnet werden. Ein solches Zeichen bedeutet einen abgetrennten, aber zum Satz zugehörigen zweiten Hauptsatz oder Nebensatz, den Beginn eines neuen Satzes. Ein Absatz wird aus Gründen der Sparsamkeit meist mit diesem Zeichen angedeutet, nicht mit dem Beginn einer neuen Zeile. am Satzanfang und -ende zeigt wörtliche Rede an, einen Fragesatz.
Außerdem kann man in einem nasdewínischen Text noch zwei weiteren Zeichen begegnen: einem kleinen Strich an der Buchstabentrennung, der das Deklinationssuffix vom eigentlichen Wort abtrennt, und zwei Punkte, die als Betonungszeichen dienen.

 

Aussprache

h wird immer gesprochen, auch am Wortende
ch wie in Drache
j innerhalb eines Wortes spricht sich wie gewohnt, am Wort- und Silbenende wie ein sehr gepresstes i - wird bei Umformungen wie Mehrzahl meist zum i, wenn ihm ein Konsonant folgt
sh wenn möglich stimmhaft
w sehr weich
s wenn möglich stimmhaft

Betonung: letzte Silbe bei zweisilbigen, zweite bei mehrsilbigen Wörtern (Ausnahme: die Zahlen, bei denen immer die letzte Silbe betont wird). Wenn die Betonung anders ist, wird das durch die Betonungszeichen im Schriftbild deutlich.

 

Grammatik

Deklination:

Es gibt drei Fälle - Ladanfo, Bandjur und Negiwur.
Ladanfo (= etwas/ jemand, mit dem etwas geschieht - entspricht am ehesten unserem Akkusativ):
gebildet durch ein vorgesetztes, durch ein Sonderzeichen abgetrenntes a - a'Nasar
Bandjur (= Ort-Ziel - entspricht teilweise unserem Dativ):
vorgesetztes e - e'Nasar
Im Bandjur wird alles ausgedrückt, was mit einer Richtung vom Handelnden weg in Verbindung gebracht werden kann - Ort, Empfänger etc.
Negiwur (= Herkunft - entspricht weitestgehend unserem Genitiv):
vorgesetztes i - i'Nasar
Im Negiwur wird wie im Genitiv Eigentümer oder Verursacher benannt.

Toldshana'Énjadbáni'Belare'nuderiaf.
Toldshandie BibliothekBelarsmirzeigt
"Handlungsobjekt""Besitzobjekt""Empfängerobjekt"

Achtung - der Fall kann die Bedeutung verschieben: E'nuf lota - Ich bitte ihn; A'nuf lota - Ich bitte für ihn!

Mehrzahl:angehängtes a - Uriua, Genbaha (Steine, Feste)

Konjugation:

sinil (Infinitiv und Imperativ) - weben
sini, sinim, sinif, siniri, sinimri, sinifri

behel - fürchten
behe, behem, behef, beheri, behemri, behefri

dshal - sein
dsha, dsham, dshaf, dshari, dshamri, dshafri

Endung -o für Passiv - behefrio: sie werden gefürchtet

Vergangenheit: vorgesetztes mje - mje dsha: ich war. Vorvergangenheit: mjemje
(Ebenso: domje (gestern), marmje (vorgestern), jachmje (früher))

Zukunft: vorgesetztes gjo - gjo dewinef: sie wird gebären. Futur II: gjomje
(Ebenso: dogjo (morgen), margjo (übermorgen), jachgjo (in Zukunft))

Partizip: an den Stamm des Verbes angehängtes -ne - sinine (webend)
   Substantivierung: -nen - Sininen (Webender = Weber)

Konjunktiv/ Konditional: vorgesetztes haj - haj sini: ich würde weben. Vergangenheit: hajmje, Zukunft: hajgjo
Früher oft in Bezug auf Wünsche, manchmal auch statt des Imperativs gebraucht - haj negim: du mögest kommen. Diese Funktion ist aber heute kaum noch gebräuchlich. Konditional mit "können": haj + garwal (können) + Infinitiv des Verbs - haj garwa sinil: ich könnte weben.

Personalpronomen:

nu (ich/ mein/ mir/ mich)
num (du/ dein/ dir/ dich)
nuf (er, sie, es/ sein, ihr/ ihm/ ihn)
nuri (wir/ unser/ uns)
numri (ihr/ euer/ euch)
nufri (sie/ ihr/ ihnen)

durch/ mit/ wegen, Ortsangaben:

EndungBeispiel
-dar für: durcha'Fiondar: durch die Hand, a'nufdar: durch ihn
-dur für: mita'Fiondur: mit der Hand, a'nufdur: mit ihm
-dir für: wegena'Genbahdir: wegen des Festes, a'nufdir: seinetwegen
-der für: anstellea'Genbahder: anstelle des Festes, a'nufder: an seiner Stelle
-war für: zu...hinE'Nasarwar nagaf: Er geht zum Berg
-wur für: von...herE'Nasarwur nagafri: Sie kommen vom Berg
-wir für: in (...hinein)E'Adban-Uriuwir naga: Ich gehe in den Stollen
-wer für: aus (...heraus)E'Adban-Uriuwer nagari: Wir kommen aus dem Stollen

Adjektive:

Endung -web, das Adjektiv steht immer vor dem Substantiv und wird mit ihm verändert - Nasdewín a'meweba a'Agalama sinif.: Der Nasdewín webt schöne Teppiche.
Steigerung: nesh und nonesh vorgesetzt - nesh-meweb: schöner, sehr schön - nonesh-meweb: am schönsten, außerordentlich schön

Satzbau:

Subjekt vor Objekt (Ladanfo vor Bandjur, Negiwur nach Zuordnung) vor Prädikat - Bsp.: Nasdewín a'Agalam e'nu sinif. Genbah meweb dshaf. (Der Nasdewín webt uns einen Teppich. Das Fest ist schön.)

Relativsätze:

gibt es nicht, sie werden durch das Partizip ausgedrückt - Bsp.: Agalam a'Nasdewíndar mje sinineo meweb dshaf. (Der Teppich, der von dem Nasdewín gewebt wurde, ist schön. - wörtlich: Der Teppich durch den Nasdewín webend gewesen worden (o.ä.) schön ist.)

Verneinung:

sde nach Subjekt am Satzanfang - Bsp.: Titaja sde mje njochefrio. Titaja mje sjechafrio nh sde mje njochefrio. (Die Könige wurden nicht gefürchtet. Die Könige wurden geliebt und nicht gefürchtet.)

 

Ein Beispiel aus der Bibliothek von Belar

<<

↑↑