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asdewína legen viel Wert auf Kleidung. Jeder Nasdewín hat nicht nur wie wir zwei oder drei Kleidungsstücke zum Wechseln, sondern wählt jeden Morgen unter dutzenden von Hosen, Wämsern, Hemden, Hüten und Stiefeln aus, was er gerade tragen möchte - und meist sind all diese Kleidungsstücke bunt gefärbt, bestickt, mit Spitze abgesetzt oder mit metallenen Haken, Ösen und Knöpfen versehen.
Waffen sind dagegen nicht die Stärke dieses Volkes. Krieg und Kampf, ja jede Form von physischer Gewalt ist ihnen zuwider. Sie brauchen sie auch nicht. Die Erfahrung der Bergkriege hat gezeigt, dass es völlig ausreicht, das große Tor zu verschließen und ab und an von einer winzigen Öffnung darüber aus Steine zu werfen oder kochendes Wasser hinabzugießen. Tjanad ist uneinnehmbar.
Die Hauptbeschäftigung der Nasdewína liegt also weniger in der Herstellung von groben Schmiedearbeiten, es gibt nur sehr wenige, die sich dafür interessieren, sondern sie schmieden Edelmetalle. Aber das ist beileibe nicht das einzige Handwerk, das sie ausüben: Es gibt unter anderem hochkünstlerische Edelsteinschleifer, Töpfer, Schnitzer, Bildhauer, Maler, Sticker, Klöppler, Näher und in Tjanad vor allem Weber, und jedes dieser Kunsthandwerke beherrschen sie bis zur Vollendung.
Berühmt sind die Feste der Nasdewína - in Tjanad sind sie zwar nicht ganz so großartig wie in der Hauptmine Belar, aber doch ein sehenswertes Ereignis. Getrunken wird nicht viel, dafür aber um so mehr getanzt, man lauscht Gedichten und Geschichten, spielt anspruchsvolle Brettspiele oder sieht Schauspielen zu.
Das Volk der Nasdewína ist ein feinsinniges Volk mit einer hochstehenden Kultur - so gut wie alles, was in Noila an qualitativ hochwertigen Kunst- und Kunsthandwerksprodukten zu bekommen ist, stammt aus Kindlingproduktion!
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Das Kapitel über die Nasdewína hat dich so fasziniert, dass du kein einziges Mal aufgeblickt hast. Irgendwie erinnern dich diese Minenbewohner und Handwerker an Zwerge - aber sie haben ja keine Bärte, benutzen keine Streitäxte, ja haben überhaupt kein Interesse am Krieg oder an deftigen Trinkgelagen, statt dessen an Kunst und feinsinniger Unterhaltung...
Als du jetzt doch einmal den Blick vom Buch hebst, stellst du fest, dass du dich in einer großartigen Berglandschaft befindest. Du sitzt auf einem von Flechten überzogenen Stein, rechts von dir erhebt sich eine steile Felswand empor, links steigt der Grund langsamer an, und über dem schrägen Schotterfeld siehst du einen schroffen Gipfel in den Himmel ragen. Auch geradeaus ist das Panorama durch mehrere Berggipfel bestimmt, aber dazwischen glitzert ein tiefgrüner Bergsee in der Sonne. Von einer Höhlenöffnung ist nichts zu sehen, auch hinter dir nicht, denn dort erstreckt sich eine Art Hochplateau voller größerer und kleinerer Felsbrocken und keine Wand. Naja, hinein wärest du ja wahrscheinlich sowieso nicht gekommen.
Also wendest du dich eifrig dem nächsten Kapitel in Windflugs Reiseführer zu...
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