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Was wollte er hören? Heldengeschichten? Dass man ihn für seine Extravaganzen heimlich bewunderte? Wahrscheinlich wollte er sich in seinem schlechten Ruf sonnen. "Es heißt, Ihr treibt es nicht nur mit Männern, sondern auch mit Tieren", begann er und wunderte sich selber, wie klar und kräftig seine Stimme klang. Dachspiels Hände umklammerten den Tisch sehr fest. Er stand mit einem solchen Ruck auf, dass der Stuhl umfiel. Das Möbelstück blieb unbeachtet liegen. Schnellzunge kauerte sich instinktiv zusammen. Jetzt war der Augenblick gekommen. Die Wut verflog so schnell wie die Angst wiederkehrte. Wahrscheinlich hatte er es sich durch seine Rede noch schlimmer gemacht. Dachspiel flüsterte etwas vor sich hin. "Raumherz..." verstand Schnellzunge, dann sprach der Königsbruder laut: "Danke für deine Ehrlichkeit, - Schnellzunge." Er benutzte seinen Namen? Schnellzunge schaute überrascht auf. Dachspiel schien sehr blass. Schnellzunge erschrak. Er war wirklich dumm gewesen - natürlich würde Dachspiel ihn töten. Nach dem, was er ihm ins Gesicht geworfen hatte, war das sogar irgendwie verständlich. Er sah sich gehetzt um, aber es gab immer noch keinen Ausweg. "He!" Dachspiels Stimme zwang seine Augen zurück. Der Königsbruder schüttelte den Kopf. "Du glaubst tatsächlich, ich sei so eine Art menschliches Monster, was? Mein Verstand, ich bringe niemanden um, weil er mir Bosheiten entgegenschleudert, und - falls dich das auch noch beunruhigt - ich gehe auch nicht mit jedem dahergelaufenen Dienstleister ins Bett. Schon gar nicht, wenn er so mickrig ist wie du." Langsam kehrten seine Gesichtszüge wieder in das gewohnte Muster zurück. Schnellzunge starrte ihn ungläubig an. Warum hatte er ihn dann aus dem Gefängnis geholt? "Was ich sagen wollte, war, dass du in Zukunft Pfeiflauf Rennerohr heißen wirst. Den Namen habe ich nämlich in dem Empfehlungsschreiben benutzt, mit dem du dich in am besten in Landing um eine Stelle bemühen solltest, möglichst weit weg von hier. Die Geschichte zu diesem bescheuerten Namen kannst du dir selber ausdenken." "Komm!" Dachspiel warf sich den Mantel um. Dann packte Schnellzunge am Arm und zog ihn zur Tür hinaus. "Wohin bringt Ihr mich?" fragte Schnellzunge und versuchte, die Panik aus seiner Stimme zu vertreiben. Er traute diesem Mann keinen Fingerbreit über den Weg, egal was er auch sagen mochte. "Rate mal", erwiderte Dachspiel. Sein Gesicht lag wieder im Schatten, aber das pure Vergnügen an der Situation war in seiner Stimme gut genug zu hören. "Ich will das nicht raten!" "Dann lass dich überraschen." Schnellzunge schwieg. Was gab es auch noch zu sagen? Die Vorhänge der Kutsche waren geschlossen. Schnellzunge hatte bereits auf der letzten Fahrt jede Orientierung verloren, jetzt bemühte er sich gar nicht erst, sie wiederzufinden. Er konnte sowieso nichts tun. "Na komm schon, Pfeiflauf!", rief er. Langsam kletterte Schnellzunge aus dem Wagen. Sie waren tatsächlich direkt am Ufer des Krafte, knapp unterhalb der Stelle, an der die neuen Wasserräder der Drucker ihren unermüdlichen Dienst taten. "Genau der", rief Dachspiel ebenso leise zurück. Dann wandte er sich Schnellzunge zu. "Erzfuß, einer meiner ehemaligen Liebhaber, die nicht an dieser sagenhaften tödlichen Krankheit umgekommen sind. Er wird dich nach Süden bringen, ins Tieftal. Am Greiferfelsen steigst du hinauf, und von da aus musst du dich allein durchschlagen. Am besten gehst du an der Küste entlang, die Leute da sind nicht sehr neugierig." Schnellzunge stolperte hinein, wie vor den Kopf geschlagen, und trat in Wasser. "Hat etwas reingeregnet", erklärte der Mann im Boot, von dem Schnellzunge immer noch nicht viel erkennen konnte, und drückte ihm einen großen Becher in die Hand, "Hier, schöpf mal." Mechanisch begann er, das Wasser aus dem Bootsboden zu schaufeln. "Mach's gut, Pfeiflauf, und spiel nicht mehr mit Pistolen", hörte er noch vom Ufer, dann füllte nur noch das Rauschen des mächtigen Flusses und das Platschen des Wassers, das er über Bord schüttete, seine Ohren.
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