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n Lebensweise, Kultur und Mentalität - ja, eigentlich in allem sind die beiden verfeindeten Völker der Gnôme und Elfen vollkommen gegensätzlich. Um so unglaublicher kam mir bei meinen Nachforschungen darum die unbestreitbare und bei mehreren Elfenvölkern und Gnômensiedlungen überprüfte Tatsache vor, dass sie sich in einem Punkt komplett gleichen: der Liebe zur Literatur im Allgemeinen und zur Lyrik im Besonderen.
Ja, auch die Gnôme dichten seit Jahrhunderten und sammeln ihre Werke in Bibliotheken, die meist in Baumhöhlen untergebracht sind.
Bei ihnen lässt sich allerdings mehr als bei den doch sonst in allem so viel freieren Elfen eine literarische Entwicklung feststellen. Von in strenger Versform gehaltenen Balladen, ganz ähnlich im Aufbau wie die der Elfen, geht die Vorliebe der Gnôme immer mehr zur reinen Freude an sprachlicher Gestaltung. Die neueren Gedichte sind oftmals nicht einmal mehr gereimt.
Wir haben hier zwei sehr unterschiedliche Werke ausgewählt, die diese Entwicklung recht gut zeigen.
Das erste Gedicht ist einer der wenigen noch erhaltenen altgnômischen Texte, den wir darum auch in dieser Sprache vorstellen möchten. Es handelt sich dabei um ein rituelles Gedicht, das untrennbar mit dem Bornødog- oder Waldfest verbunden ist, das die Gnôme zum Neumond des Erntemondes feiern:
Gedicht zum Bornødogfest
Born de Bornødog de Môgol
Bornødog, Dø Rongôlod
Mô wenggu Dœ woWergonol
Ôlon gor de Nœgunod
Born de Bornødog de Môgol
Dô rogu Mø nun Welœnon
Dø Tœrgun pjo Mø Bornpôgol
Dø Jonôn pjô Mø Rogudon |
Übersetzt bedeutet das:
Baum und Wald und Heimat
Wald, mein Freund
Du gibst mir Sicherheit
kühle Erde und Schatten
Baum und Wald und Heimat
Ich bin ein Teil von dir
Meine Hand an deinem Stamm
Mein Herz in deinem Sein
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Das zweite Gedicht ist ein wesentlich jüngeres. Es stammt von einem Gnôm namens Werog und ist in einem erstaunlich weiten Umkreis um seine Herkunftssiedlung bekannt und beliebt. Er dichtete bereits ganz in der Menschensprache:
Waldmorgen
Waldschimmer
Sonne in dunklen Nadeln
während kühl
das Wasser schwebt
Wurzeln und
nasser Erdgeruch
Kuckuck ruft mich
zum
Tag |
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