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Felswurzel/ Sabnanuríu (Steinschmecker)

 

 

Die Felswurzel ist wohl die seltsamste Pflanze Noilas. Sie wächst - wie ihre Namen schon sagen - ausschließlich auf und in Felsen, also im Hochgebirge. Dort finden sich manchmal ganze Felder der Felswurzel - allerdings kann man nur die weiß behaarten Wurzeln der weiblichen Pflanze sehen, die sich wie Netze über den blanken Stein ausbreiten. Der Stengel wächst nämlich nach unten, bohrt sich mit der unbeirrbaren Gewalt des Lebendigen in den toten Fels hinein, oftmals mehrere hundert Meter, immer in der Senkrechten gerade nach unten. Mit den Wurzeln nimmt die Felswurzel Wasser aus der Luft und ihrer Umgebung auf - im Winter scheint sie es sogar aus Schnee und Eis bekommen zu können - und betreibt Photosynthese. Tatsächlich ist sich die Wissenschaft allerdings bei dieser Pflanze nicht einig darüber, was nun als Wurzel und was als eigentliche Pflanze zu bezeichnen ist - einige meinen gar, die Felswurzel sei ausschließlich Wurzel zu nennen.
Für die Nasdewína hat die männliche Felswurzel die größte Bedeutung, die sie Sabnanuríu (= Steinschmecker) nennen. Sie wächst nämlich unter Tage, überall dort, wo sich geeignete Hohlräume finden. Die genauen chemischen Prozesse, durch die sie ihre Energie gewinnt, sind noch nicht befriedigend erforscht, aber man weiß, dass auch hier Kohlenstoffdioxid eine wichtige Rolle spielt, und auch Phosphor scheint nicht unwichtig zu sein, denn die Pflanze leuchtet meist grünlich. Die Sabnanuríu hat ansonsten eine blassgelbe Farbe und bildet mehrere flache Triebe aus, die in die Höhe streben, um sich irgendwann (meist erst nach etlichen Jahren) mit einer weiblichen Pflanze zusammenzutreffen, woraufhin die Befruchtung stattfindet und bis zu hundert winzige Samen wachsen, die zum Teil (die weiblichen) in einem anscheinend ausschließlich diesem Zweck dienenden Kanal im Stengel nach oben transportiert werden, wo sie, sobald sie wieder mit der Luft und dem Stein in Berührung kommen, die typischen Wurzeln ausbilden und nach kurzer Zeit ihren Stengel wiederum in den Fels bohren. Die männlichen Samen dagegen fallen einfach nur auf den Boden und wachsen dort zu neuen Sabnanuríua heran. Ein solches "Paar" kann sich drei oder vier mal befruchten, dann sterben beide "Partner" ab.
Für die Nasdewína bildet vor allem die unter Tage wachsende Sabnanuríu eine wichtige und sehr schmackhafte Nahrungsgrundlage, die sie zu köstlichen Gerichten zuzubereiten wissen. Ich hatte einmal das Glück, eine von ihren sorgfältig gepflegten Plantagen besichtigen zu können - man stelle sich eine recht große Höhle vor, die so dicht mit den grünlich schimmernden, bis zu zehn Zentimeter breiten, an den Seiten etwa zwei, in der Mitte aber nur einen oder einen halben Zentimeter dicken Trieben bewachsen ist, dass ein Mensch sich nur mit Mühe hindurchschlängeln kann und man die gegenüberliegende Höhlenwand nicht ausmachen kann...

 

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